1911 - 1996
 Tagebuch eines nichtgesehenen April Dienstag, 7b Ich sah sie von weitem auf mich zukommen. Sie trug Stoffschuhe, näherte sich fast schwebend und schwarzweiß. Sogar der Hund, der ihr folgte, war bis zur Hälfte ins Schwarze getaucht. Ich wurde alt über´m Warten, tatsächlich. Und jetzt ist es zu spät einzusehen, dass der Abstand wuchs, je näher sie kam, und wir uns niemals begegnen werden. Samstag, 18c Stundenlang sitze ich, beobachte das Wasser Auf den Gehwegplatten, bis es, schließlich, ein Gesicht bildet, das mir gleicht und leuchtet vom Glanz Meines verflossenen Lebens.
Ostersonntag, 26b WINDGEPEITSCHTE TOCHTER, erwachsene Thalassa nimm die Zitrusfrucht, die mir Kalvos gereicht dir gehört der goldene Duft. Übermorgen kommen andre Vögel ohne Rast der Berge Linien werden wieder federleicht aber zur Last wird mir das eigene Herz. Das ganze Leben in vierundzwanzig Stunden Mit ungefähr achtzehn Jahren und schon in vierundzwanzig Stunden, würdest du meinen, wurde ich alt: Ging um acht Uhr zur Schule wo ich spielen lernte zehn nach zehn perfektionierte ich mich nach außen hin (Reiten, Englisch und Ähnliches) danach die erste Hochzeit die Reise am Nachmittag langweilte ich mich schon siebzehn bis achtzehn Uhr ein wenig Unehrenhaftes um neunzehn Uhr war ich untreu um zwanzig Uhr schon erschöpft Kartenspiele, Empfänge und Ähnliches... Nach dem Dinner schaute ich in den Spiegel im anderen großen Haus meines dritten und reichen Ehegatten Ich sah fließendes Licht und darin Delfine. |