Georgios Seferis Drucken

1900 - 1971


Das Wrack der "Drossel"

"Dieses Stück Holz hat mir oft das Gesicht erfrischt
in den Stunden am Mittag wenn die Adern brannten
in fremder Hand wird es blühen. Nimm es, ich schenk es dir;
Siehst du, es ist Zitrusholz ..."
Ich hörte die Stimme
als ich ins Meer schaute um zu erkennen
ein Schiff das hier vor Jahren versenkt worden war:
es hatte "Drossel" geheißen; ein kleines Wrack; die Masten
waren gebrochen und schwankten schräg in der Tiefe, wie
Flechten
oder Erinnerung an Träume, sein Kiel war sichtbar
das erschrockene Maul eines toten Seeungeheuers
im Wasser erloschen. Ringsum große Stille.

Und andere Stimmen folgten allmählich
der Reihe nach, ein heiseres und dünnes Gewisper
das von der hinteren, der dunklen Seite der Sonne herkam
man konnte glauben daß sie Blut trinken wollten, und seis nur
ein Tropfen:
vertraute Stimmen aber ich konnte sie nicht unterscheiden.
Da kam die Stimme des Alten, von ihr spürte ich
wie sie dem Tag ins Herz fiel
ruhig, unbewegt:
"Auch wenn ihr mich zum Giftbecher verurteilt, danke ich euch:
euer Recht sei auch mein Recht: wohin soll ich denn gehen
durch fremde Orte, ein rollender Stein.
Der Tod ist mir lieber:
wer von uns den besseren Weg geht, der Gott weiß es."

Länder der Sonne und könnt der Sonne nicht standhalten.
Länder der Menschen und könnt dem Menschen nicht
Standhalten.


Nur ein Weniges noch

Nur ein Weniges noch
und wir werden die Mandeln blühen sehen
den Marmor in der Sonne leuchten
und das Meer sich wiegen

nur ein Weniges noch,
um ein Weniges laßt uns höher hinauf.